Mit Blaulicht gegen Männersorgen

M?nnerproblem ernst genommen: ETH-Wissenschaftler entwickeln eine Biotech-L?sung gegen Erektionsst?rungen. Diese besteht aus einem Genkonstrukt und blauem Licht.

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Erektionsst?rungen verunsichern Betroffene zutiefst. Eine neuartige Gentherapie k?nnte das Problem beheben. (Bild: www.istockphoto.com)

Unter M?nnern sind Erektionsst?rungen ein Tabuthema. Keiner spricht gerne darüber. Fakt ist: Mit zunehmenden Alter leiden immer mehr M?nner unter der sogenannten erektilen Dysfunktion. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Zahl derer, die keine oder unvollst?ndige Erektionen haben, stetig zu. Bei den über 60-j?hrigen sind bereits über die H?lfte aller M?nner von Erektionsst?rungen betroffen.

Als Hauptursachen für erektile Dysfunktion gelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Hormonst?rungen, Nervenerkrankungen und Nebenwirkungen von Medikamenten. Aber auch eine Querschnittl?hmung führt dazu, dass Patienten keine Erektionen mehr haben.

Manch einer greift daher zur ?blauen Pille?, um die erektile Dysfunktion zu beheben. Doch Viagra hilft nur, die Erektion zu verl?ngern, nicht aber, diese auszul?sen. Damit ?er? steht, haben Forscher um Martin Fussenegger, Professor für Biotechnologie und Bioingenieurwissenschaften am Departement Biosysteme (D-BSSE) in Basel, nun eine neuartige biotechnische L?sung entwickelt: eine Gentherapie, die zuverl?ssig Erektionen ausl?st.

Erektion ohne sexuelle Stimulation

Dabei wird ein Genkonstrukt in den Schwellk?rper des Penis gespritzt. Dieses Konstrukt reagiert auf blaues Licht. Sobald es diesem ausgesetzt wird, wird ein Vorl?ufermolekül (Guanosintriphosphat (GTP)) in den Botenstoff zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) umgewandelt. Dieser kommt auch natürlicherweise in zahlreichen Organen des Menschen vor. Er sorgt dafür, dass sich spannungsabh?ngige Kalziumkan?le schliessen. Dadurch sinkt in den Zellen der Kalziumpegel, die Muskelzellen erschlaffen und der Blutfluss in den Schwellk?rper nimmt zu. Der Penis wird steif. Danach baut ein Enzym cGMP langsam ab, sodass die Erektion mit der Zeit abklingt.

Dank dem Genkonstrukt wird die Produktion von cGMP nicht durch sexuelle Erregung stimuliert, sondern direkt durch die Bestrahlung des Schwellk?rpers mit blauem Licht. ?Dadurch umgehen wir die gewohnte sexuelle Stimulation, die eine ganze Kaskade von Signalen im K?rper ausl?st, und schliesslich zur Erektion führt?, sagt Fussenegger. Bei erektiler Dysfunktion kommt es bei normaler sexueller Stimulierung nicht zu einer Erektion.

Tiertests erfolgreich

Getestet haben die Forscher ihre neue Entwicklung an Rattenm?nnchen, denen das Genkonstrukt in den Schwellk?rper injiziert wurde. Mit gutem Erfolg. Das blaue Licht wirkte in den meisten F?llen wie ein Schalter, mit dem sich die Erektion der Ratten ?anknipsen? liess. Bei einigen Tieren führte die Stimulation bis zur Ejakulation.

Vergr?sserte Ansicht: Bild: z.V.g. Prof. M. Fussenegger/ETH Zürich
Blaues Licht statt blaue Pille: Tests an Ratten verliefen erfolgreich. (Bild: z.V.g. Prof. M. Fussenegger/ETH Zürich)

?Das System der Erektion ist bei allen S?ugetieren sehr ?hnlich?, sagt Martin Fussenegger. Er ist deshalb davon überzeugt, dass das Genkonstrukt auch bei Menschen funktionieren wird. Offenbar sei dieses System sehr früh in der Stammesgeschichte entstanden und habe sich erhalten. ?Auch Viagra funktioniert bei Ratten. Es verl?ngert wie beim Menschen die Intensit?t der Erektion?

Grosses Bedürfnis der Betroffenen

Nebenwirkungen dürfte diese Art von Gentherapie kaum haben, sch?tzt der ETH-Professor. ?Das Injizieren des Genkonstrukts sollte kein Hemmnis für potenzielle Anwender sein, da bereits heute Injektionen in den Schwellk?rper zur Standardtherapie bei erektiler Dysfunktion geh?ren?, so Fussenegger. Der Schwellk?rper sei ziemlich schmerzunempfindlich; zudem sei er vom normalen Blutkreislauf weitgehend abgekoppelt. Die Gefahr, dass das Genkonstrukt an andere Stellen im K?rper gelangt, ist daher sehr gering. ?berdies wird cGMP relativ rasch wieder abgebaut. Mit Viagra liesse sich zudem die Erektion verl?ngern, sodass eine allf?llige Gentherapie mit diesem Medikament erg?nzt werden k?nnte.

Eine Erektion künstlich auszul?sen entspricht laut Fussenegger einem grossen Bedürfnis der Patienten, die an erektiler Dysfunktion leiden. ?Dies haben mir verschiedene ?rzte best?tigt?, sagt der ETH-Professor. Auch dürften nicht alle Betroffenen Viagra schlucken, um sexuell aktiv zu werden, zum Beispiel bei bekannter Herzschw?che.

An diesem Genkonstrukt haben die Basler ETH-Forscher vier Jahre lang gearbeitet. Vorderhand liegt es als Prototyp vor. Versuche an Menschen wurden bisher nicht unternommen. Fussenegger rechnet jedoch damit, dass sich das Prinzip dieses Genkonstrukts auch beim Menschen durchsetzen wird, da das System sehr einfach und kostengünstig in der Anwendung ist. ?Bevor es zur Anwendung kommt, braucht es auf jeden Fall klinische Tests, die sehr aufw?ndig sind. Wir suchen aktiv nach Industriepartnern für die klinische Umsetzung unserer Technologie.?

Literaturhinweis

Kim T, Folcher M, Douad-El Baba M, Fussenegger M. A synthetic erectile optogenetic stimulator (EROS) enabling blue-light-inducible penile erection. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. Published online 19th March 2015. DOI: externe Seite10.1002/anie.201412204

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